Sonntag, 27. November 2011

Besuch des Kinderhilfswerks in Mosambik




Während meiner letzten Reise durch Südostafrika verbrachte ich einen Großteil meiner Zeit im Staat Mosambik. Das Land gehört zu den ärmsten der Welt, circa 75 Prozent der 23 Millionen Einwohner leben in absoluter Armut und müssen von nur 80 bis 90 Cent pro Tag leben. Erschreckende 50 Prozent davon sind Kinder. Die Lebenserwartung der Einwohner liegt bei nur 48 Jahren.
Ich besuchte eine der 20 Gemeinden, in welchen das Kinderhilfswerk im Distrikt Jungamo in der südlichen Region der Provinz Inhambane arbeitet. Ein Arbeiter vor Ort erklärte mir, dass Inhamebane eine der ärmsten Regionen der ganzen Welt ist, da 81 Prozent der Menschen in absoluter Armut leben. Des Weiteren scheint nur jeder Dritte Zugang zu sauberem Trinkwasser zu haben und noch weniger Menschen verfügen über Sanitäreinrichtungen. Ganze Dörfer haben weder Elektrizität, noch Zugang zu Telekommunikation.
Nach einem Fußballspiel gegen die Kinder, bei welchem ich natürlich als Verlierer vom Platz ging, hatte ich Zeit mich mit einheimischen Frauen, mit Hilfe eines Übersetzers, über die Gesundheitversorgung von Müttern und Kindern zu unterhalten. Mosambik hat eine hohe Kinder- und Müttersterblichkeitsrate. Die Kindersterblichkeitsrate unter fünf Jahren liegt bei 142 pro 1.000 Lebendgeburten, in Deutschland zum Vergleich liegen die Zahlen bei 4 pro 1.000 Lebendgeburten. Neben dem schlecht ausgebauten Gesundheitsystem, trägt auch die mangelnde Ernährung zu diesen Zahlen bei. Wegen der bereits erwähnten schlechten Trinkwasserverhältnissen, treten sehr häufig wassergebundene Krankheiten, wie Durchfall, Cholera und Malaria auf. Vor allem Kinder sterben an diesen Krankheiten, da sie ein sehr geschwächtes Immunsystem haben. Malaria allein verursacht 25 Prozent der Kindersterbefälle. Auch HIV spielt hier eine große Rolle, ein infizierter Teenager erklärte mir, dass die meisten Kinder, wie auch sie, schon bei der Geburt oder spätestens beim Stillen von der Mutter infiziert werden und somit gar nicht erst eine Chance bekommen, ohne diese schreckliche Krankheit zu leben. Ein Entwicklungshelfer erläuterte, dass der Grund für die hohe Anzahl von Neuinfektionen jedes Jahr auf das mangelnde Wissen über den Gesundheitstatus der Mutter, sowie Präventionsmöglichkeiten der Mutter-Kind-Übertragung zurückzuführen sind.
Das Bewusstsein, dass Kinder Rechte haben, ist hier nur wenig ausgeprägt. Ich konnte manchen Kindern ansehen, dass sie schon einiges an Gewalt in ihrem kurzen Leben haben erfahren müssen. Ob in den Familien, in der Schule oder in den Gemeinden - Gewalt ist allgegenwärtig. Viele Kinder sind Kinderrechtsverletzungen, wie Kinderheirat, Kinderarbeit und Kinderhandel ausgeliefert. Da hier in der Region Inhamebane weniger als 40 Prozent der Kinder keine Geburtsurkunde besitzen, sind sie davor nicht sicher. Ein Junge, welcher auch keine Geburtsurkunde besitzt und durch die Überflutungen Anfang des Jahres seine Eltern verloren hat, erzählte mir, dass er ohne Geburtsurkunde auch nicht die Möglichkeit hat, weiterführende Schulen zu besuchen. Armut und auch HIV zwingen ihn und viele Waisen auf der Straße zu leben und zu arbeiten.

Den Rest meines Tages verbrachte ich damit Spiele mit den Kindern zu spielen und die von meiner Familie und mir gesammelten Geschenke, wie Spielzeug und Kleidung unter den Kindern zu verteilen. Dieser Besuch hat mich emotional sehr berührt und schon jetzt kann ich sagen, dass ich mit Sicherheit zurückkommen werde, um noch mehr Zeit mit den Menschen hier zu verbringen.

Liebe Grüße 
Karsten Welt